Die Hörgeräte-Branche gehört zu den Stillen im Lande. Sie betreibt ihre Geschäfte diskret. Doch hinter den Kulissen wird mit harten Bandagen gekämpft.
Text: Ulrich J. C. Harz und Victoria Thiele
Fotografie: Patrick Junker, Felix von der Osten
• Irgendwann bekam Rupert Rubner bei Konferenzen nicht mehr alles mit, was die Kollegen so sagten. Auch am Stammtisch verstand er zunehmend weniger. Und seine Frau knallte die Tür zu, wenn er die Opernsängerin Maria Callas mal wieder auf volle Lautstärke drehte. Da fiel ihm eine Anzeige in der Tageszeitung auf: „Testhörer gesucht. Jetzt bewerben!“ Das tat er. Und bekam dank seiner Hartnäckigkeit interessante Einblicke in eine Branche, die hierzulande jährlich mehr als eine Milliarde Euro umsetzt.
https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2020/wie-wollen-wir-leben/hoeren-und-staunen
Mario Tapella, Hörgeräteakustik-Meister mit fünf Filialen in Bonn und Umgebung, war die erste Anlaufstelle für Rupert Rubner. Bei ihm machte er seinen ersten Hörtest. Das gehört zum Service.Angebot der Akustiker, ein Gratis-Check zum Kennenlernen. Nach einer halben Stunde lautete das Ergebnis: Rubner leidet unter Hochtonschwerhörigkeit. “Damit fängt es meistens an”, erklärt Tapella. Denn das Hörvermögen nimmt meißt nicht gleichmäßig ab. Zuerst gehen die hohen Frequenzen verloren, also Kinderstimmen und Vogelgezwitscher, aber auch Konsonanten wie “f”, “s”, “h” und “sch”. Rupert Rubner kann nicht mehr zwischen Hasen und Phasen, Harfen und Schafen unterscheiden.
– Ulrich J. C. Harz und Victoria Thiele